2. Recruiting Day – Kluge Köpfe für den Verlag 3.0
Veranstaltungsbericht
Networking für die Medienbranche
Am 22.2.2014 fand im Literaturhaus in München der 2. Recruiting Day für die Verlagsbranche statt, veranstaltet von der Akademie des deutschen Buchhandels und Bommersheim Consulting.
Auch wenn die Veranstaltung nun schon ein paar Tage her ist, bleibt das Thema und die Ansprechpartner interessant.
Eine sehr professionelle Veranstaltung, die der Information und dem Austausch zwischen ca. 300 Studenten bzw. Interessierten an Jobs in der Medienbranche und zahlreichen Verlagsvertretern dienen soll. Neben den Vorträgen der einzelnen Verlage, Stellenangeboten in der Verlagsbranche, Anforderungen an den Nachwuchs und den Ansprüchen des digitalen Zeitalters, wurde viel Raum geboten um Kontakte zu knüpfen.
Der Grundgedanke der Veranstaltung war neben der Vorstellung der Verlage und den Einstiegsmöglichkeiten in die Branche vor allem Networking, Networking, Networking.
Hierfür standen knapp 50 Mitarbeiter der teilnehmenden Verlage bereit, sowie Informationsstände von Bommersheim Consulting und der Akademie des deutschen Buchhandels. Zwischen den Vorträgen und auch währenddessen konnten hier Fragen gestellt, Kontakte geknüpft, Auskünfte eingeholt und persönliche Angaben abgegeben werden.
Die ausstellenden Teilnehmer hatten zahlreiche Stellenangebote dabei. Angebote für Praktikums- und Volontariatsplätze, sowie freie Jobs in den Bereichen Marketing, Presse, Lektorat, Vertrieb und vieles mehr waren an mehreren Stellen zu finden.
Die Vorträge standen unter dem Motto „Karriere in der Publishing Branche – Wie gelingt der Einstieg und welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es?“.
Zusammenfassung der Vorträge:
Eine tolle Keynote (Wikipedia: bezeichnet einen herausragend präsentierten Vortrag eines prominenten Redners) lieferte Jakob Meiner (Leitung Programm und Marketing bei hey! publishing).
„The times they are a-changin“: „Im digitalen Wandel sind wir alle immerzu Nachwuchs„, so fühlt er sich auch selbst und findet dies sehr wichtig in der sich verändernden Branche. Viel zu lange wurde auf die digitalen Fortschritte nur reagiert, inzwischen geht es nicht mehr ohne digitales Publizieren.
Kein Verlagsjob wird in 10 Jahren noch so aussehen wie heute und nach der Ausbildung ist man noch lange nicht am Ziel. Doch das wird entlohnt mit der Möglichkeit, aktiv am literarischen Kultur-Erbe mitzugestalten und dem guten Gefühl, ein sinn- und wertvolles Produkt mit hergestellt zu haben.
Ravensburger – Kathrin Bilger (Leiterin Personal und Sozialwesen)
erläuterte die Hauptgeschäftsfelder mit den einzelnen Bereichen und weist darauf hin, dass es die klassischen Berufsfelder fast nicht mehr gibt. Als globaler Arbeitgeber, mit Möglichkeit des Wechsels aus/in den Buch- und den Spiele-Bereich, bietet der Verlag einiges an Einstiegs- und Förderungsprogrammen.
Bastei Lübbe – Matthias Lambertz (Leiter technische Entwicklung E-Publishing)
leitet seit Mitte 2013 ein Team mit 5 Mitarbeitern, das als Brücke in die digitale Welt dient: Bastei Entertainment. Man ist offen für neue Ideen und Querdenker, kümmert sich um App-Entwicklung und Anpassung von Plattformen.
Elsevier – Thekla Nero (Director Education Germany) und Rainer Simader (Editorial Director)
stellten ihre Bereiche vor und hatten auch direkt ein Job-Angebot als „Produkt Marketing Manager“ dabei. Herr Simader konnte einen Quereinstieg in die Branche schön am eigenen Beispiel erläutern: der gelernte Physiotherapeut kam über eine Beschwerde zu Elsevier ;-).
Hubert Burda Media – Antonia Hauser (Recruiting Consultant)
erklärte Auswahlkriterien: Die besten Chancen bei Burda haben Bewerber, die Netzwerke nutzen (beruflich und privat, z.B. Xing, Linkedin) oder ein Praktikum absolviert haben. Die Person und persönliche Note ist bei der Auswahl sehr wichtig, auch Angaben zu Hobbys sind sehr hilfreich, um die Bewerber greifbarer zu machen.
Verlagsgruppe Holtzbrinck – Katrin Knecht (Senior HR Consultant)
stellte die Bereiche des familiengeführten Unternehmens (Publisher, Hörbuch Argon, Science und Education sowie Digital und Informativ) vor. Sie erläuterte Angebote für Studenten (Praktika, Werkstudenten-Tätigkeiten, Abschlussarbeiten), den Einstieg für Absolventen sowie den Direkteinstieg und stellte verschiedene Traineeprogramme vor.
/ Droemer Knaur – Michael Döschner-Apostolidis (Verlagsleiter Elektronisches Publizieren)
differenzierte das Programm von Droemer (Qualitäts-Hardcover/Sachbuch), Knaur (allgemeines Unterhaltungsprogramm) und dem Self-Publishing-Portal neobooks. Um für die gewaltigen Entwicklungen in der Verlagslandschaft gerüstet zu sein, wurde der Verlagsbereich Elektronisches Publizieren geschaffen, der aus 3 Teams: „ebook„, „neobooks“ und „Business Development – digitale Projekte“ besteht und völlig neue Jobprofile in der Verlagsbranche bietet.
Das „Skill Set“ für diesen Bereich sieht er neben dem Interesse an der Veränderung in der Verlagswelt vor allem in interdisziplinärem Denken, das über den Tellerrand hinausgeht.
Am Labyrinth seines Werdegangs verdeutlichte er: „Entwickeln Sie eigene Ideen und Profile und glauben Sie an Ideen, die für Sie relevant sind“.
/ LovelyBooks – Karla Paul (Redaktionsleitung und Social Media)
berichtet von ihrem Werdegang, ihrem Blog www.buchkolumne.de, ihrem 2014 erscheinenden Buch und natürlich ihrer Position bei LovelyBooks. Was sie in der Branche für wichtig hält ist Power, Durchsetzungsstärke und das Brennen für die Sache.
In einem kleinen Team, in dem jeder ein bisschen von allem machen soll, gibt es zwar viele Aufgaben, aber dadurch auch viele Möglichkeiten und viel zu lernen.
Die Anforderungen wie Selbstständigkeit, Kreativität, Sensibilität, Flexibilität, ständiges Lernen und Informationsfilterung, Teamfähigkeit und die Kenntnis des aktuellen Buchmarktes fasst sie selbst lächelnd im Jobprofil von „Wonder Woman“ zusammen ;-).
Carl Hanser Verlag – Franziska Gründel (Online-Redakteurin)
betreut eine Online-Zeitschrift (www.kunststoffe.tv) und berichtet von ihrer Arbeit. Sie schätzt sehr, dass sie in einem Fachverlag am Zahn der Zeit mit wichtigen Entscheidern der Wirtschaft zu tun hat und immer wieder interessante Einblicke hinter die Kulissen erhält. Ihr Tipp: „Neugierig bleiben und Mut für neue Chancen haben!“.
AKEP (Arbeitskreis Elektronisches Publizieren) Börsenverein
E-Books, Apps und Co. – Der digitale Verlag: Gestalte ihn mit!
Vorstellung der Kommissionen des „Mitmachvereins“, der mit 1200 Mitgliedern dem Austausch, dem Kontakt und der Skill-Vermittlung dient.
Beate Muschler (leitet die AKEP-Kommission APP-Entwicklung), die bei GU für das digitale Programm zuständig ist, verdeutlichte die Entwicklung bei GU, mit derzeit 220 Apps im Programm. „Augmentet Reality-Apps“ um Bücher zum Leben zu erwecken, oder besondere Funktionalitäten im „enhanced e-book“ wie Zutatenlisten, Step-Anleitungen, Videos gehören inzwischen fest ins Programm.
Peter Schmid-Meil (leitet AKEP-Kommission e-book), Programmleiter beim Grin-Verlag, erläutert, was die Verlagswelt bewegt und bewegen muss. Er fordert auf, dass aus Verlegern Medienmanager werden müssen und aus Lektoren Produktmanager. Nicht mehr nur zwischen 2 Buchdeckeln zu denken, sondern in der ganzen Content-Vielfalt. Er wünscht sich für die Branche Nachwuchs, der keine Angst vorm e-book hat.
Bonnier Gruppe:
/ Carlsen Verlag – Denise Timm (Personalmanagement)
stellte die einzelnen Verlage der Bonnier Gruppe vor, die alle autark handeln. Mit dem Motto „Wir wollen der begehrteste Arbeitgeber im Verlagswesen sein“ stellte sie vor, was Carlsen wichtig ist: Zufriedene, motivierte Mitarbeiter. Frau Timm gab auch den Tipp, dass ein Auslandsstudium auf jeden Fall von Vorteil ist.
/ Ars Edition – Katharina Frey (Leitung Bilderbuchsegment)
erklärt, dass es ihr viel gebracht hat, die verschiedenen Verlags-Abteilungen zu durchlaufen und kennenzulernen. Sowohl in der Lehre, als auch neben ihrem Studium als Praktikantin und Werkstudentin konnte sie so herausfinden, was ihr am meisten liegt.
/ Piper Verlag – Sarah Braue (Online-Redakteurin und Social Media)
stellte ihren Werdegang vor: Abitur – Ausbildung zur „Medienkauffrau Digital & Print“, Volontariat, Online Marketing Manager. Ein schönes Beispiel, dass es auch ohne Studium geht.
Random House – Eva Schubert (Lektorin – Blanvalet)
gibt Tipps zum Einstieg: Durch Praktika möglichst viel Erfahrungen sammeln und verschiedene Bereiche kennenlernen, solange man sich noch nicht sicher ist. Für sehr wichtig hält sie einen starken Willen, Entschlossenheit, Leidenschaft und auch Geduld.
Ihr Aufgabenfeld bei Blanvalet reicht von der Akquise eines Romans über die komplette Betreuung des Buches bis zur Veröffentlichung und darüber hinaus. Stets die Fäden in der Hand halten, auch in Bezug auf Presse und Marketing und in vielen Bereichen Verhandlungsgeschick zeigen wird belohnt mit „einem abwechslungsreichen, zeitintensiven Beruf bei dem man viel mit Büchern und Menschen zu tun hat“.
Ganske Verlagsgruppe / Gräfe und Unzer – Anke Meierhenrich (stellvertretende Verlagsleiterin elektronisch Medien)
Ihr Aufgabenbereich beinhaltet unter anderem Konzepterstellung für Apps, Kalkulation, Kontakte mit Agenturen, Abstimmungen mit Design und Videoproduktionen, Autorenhonorierung, Workshops zur digitalen Strategie und vieles weitere, was sie anhand einer Woche ihres Terminkalenders demonstriert. Wobei sie sagt, dass es einen typischen Tag in ihrem Arbeitsleben nicht gibt, da alles ständig neu und anders ist. Gefragt sind gute Nerven und Flexibilität, und das wichtigste ist: Neugierig bleiben!
Langenscheidt – Anna Häring (Programm-Managerin Kids)
stellt die digitale Welt bei Langenscheidt vor: Lernplattformen, IQ-Reihe, Online Wörterbücher. Gesucht wird digitale Kompetenz in den Bereichen Content, Projekt- und Prozessmanagement, Marketing und Vertrieb für ein sehr aktives Online-Marketing.
Weitere interessante Gespräche, die ich führen konnte:
Bommersheim Consulting – Frau Dr. Kirsten Steffen
Unternehmens- und Personalberatung für Medien-Unternehmen, die überall in der Branche present sind und den Markt und die handelnden Peronen sehr genau kennen. Sie fungieren als Head-Hunter, wenn es gilt, Führungspositionen neu zu besetzen und vermitteln Jobsuchende, auch über Stellenanzeigen auf www.bommersheim.de.
Auf dem Recruiting Day stellten sie ihre neue Jobbörse für junge Talente vor: www.bommersheimtalents.de – als Portal für Berufseinsteiger. Im Moment kann man sich dort eintragen und Bommersheim vermittelt Kontakte zu Verlagen. In den nächsten Monaten soll das Ganze in Schritt 2 ein Job-Portal werden.
Hubert Burda Media – Personalabteilung
Nach den Vorträgen erkundigte ich mich bei Burda über deren Eindrücke. Am Info-Stand gab es Praktikums-Angebote zum mitnehmen sowie Informationen über Einstiegsprogramme und zu besetzende Stellen und als „Gutzi“ auch eine Zeitschrift aus dem Burda-Programm (InStyle, Elle, Fit for Fun, usw.).
Es wurden mitunter sehr interessante und konkrete Gespräche geführt und die Mitarbeiterinnen waren erfreut, dass einige Interessenten sehr gut vorbereitet waren und auch schon ziemlich genau wussten wo sie hin wollen.
Im Vergleich mit anderen Recruiting-Events, empfanden die Mitarbeiter es sehr positiv, dass man auf dieser Branchen-Veranstaltung weniger das Unternehmen selbst erklären muss, sondern vielmehr wo die Personen ihren Platz finden können. Durch die gute Organisation, auch mithilfe von vorherigen Anmeldungen, hatten die Bewerber eine andere Qualität und waren informierter, eine tolle Basis für gezielte Gespräche.
Mein Fazit
und das einiger befragter Teilnehmer. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, hatten keine konkreten Vorstellungen was sie erwartet und haben sich mehr oder weniger von der Veranstaltung überraschen lassen, und das fiel durchaus positiv aus!
Positiv:
- man konnte gezielt konkrete Fragen stellen
- alle waren super freundlich und hatten richtig Lust auf Kontakt mit dem Nachwuchs
- sehr gute Organisation
- interessante Vorträge
- man bekam richtig viel von der Branche mit
- es gab viele zu besetzende Stellen, die direkt vor Ort angeboten wurden und besprochen werden konnten
- durch farbliche Punkte auf dem Namensschild direkte Zuordnung der Interessensgebiete
- Fragebogen für Rückmeldungen der Teilnehmer
- Das Feedback der Verlage war sehr positiv und es konnten direkt ausgeschriebene Stellen besetzt werden
- Ein extra Raum, in dem Gespräche geführt werden konnten und man sich auch einfach mal zurückziehen konnte
Bisschen schade:
- nach der letzten Vortragsrunde hat sich sehr schnell alles aufgelöst. Eigentlich war ein Open End für Networking angekündigt und die eine oder andere wollte erst die Vorträge abwarten um dann noch mal in Ruhe sprechen zu können (auch ich ;-)), was dann leider nicht mehr möglich war.
- in den Networking-Pausen von ca. 20-30 Minuten war fast etwas wenig Zeit für Gespräche an den Ständen
- die Schwerpunkte der Vorträge lagen auf Lektorat und Digitales. Interessant wären auch mehr Information zu Berufsbildern aus den anderen Bereichen wie Herstellung, Presse, Marketing oder Vertrieb.
- gesucht wird hier mitunter die „eierlegende Wollmilchsau“. Ich hoffe, die Verlag sind sich dessen bewusst, dass man nicht als digitaler Profi oder „Wonder Woman“ bzw. „Superman“ aus dem Studium fällt ;-).
Manch ein Teilnehmer war von den besagten Anforderungen etwas verschreckt.
Sonstiges:
- Durch die technisch orientierten Veränderungen könnte die Verlagsbranche wieder „männlicher“ werden, auch wenn die Frauen bei der Veranstaltung noch stärker vertreten waren. Das Verhältnis lag bei ca. 80% Frauen zu 20% Männern.
- Man muss kein Vollprofi sein um hier seinen Weg zu gehen, aber wissenshungrig und interessiert. Erfahrungen in digitalen Bereichen bzw. in Sachen Technik können auch privat sein.
- Zurückhaltende, schüchterne Bücherwürmer, die einfach „was mit Büchern“ machen wollen, haben einen sehr schweren Stand in der Branche.
- Besonders witzig: Eine Teilnehmerin wurde angesprochen, ob sie nicht eine Sprechprobe für einen Hörbuchverlag abgeben kann, da ihre Stimme so toll ist – das nenne ich Networking in alle Richtungen :-)!
Vielen Dank an Frau Jacqueline Hoffmann vom Veranstalter, der Akademie des deutschen Buchhandels, die mir Einblicke in die Veranstaltung gewährt hat.