Chromosom XY ungelöst – Christoph Koch
Buchvorstellung
Wieviel Mann muss Mann sein?
Dieser Frage geht Christoph Koch (Autor des Bestsellers „Ich bin dann mal offline“) in seinem neuesten Buch nach: „Chromosom XY ungelöst – Von einem der auszog, ein echter Kerl zu werden“, erschienen im September 2013 bei blanvalet.
Bei der „Blogreporter-Tour 2013 mit Blogg dein Buch“ durften wir den Autor kennenlernen und erhielten im Nachhinein auch ein Exemplar zum rezensieren. Vielen Dank nochmal hierfür an Sebastian Rothfuss von blanvalet sowie für den netten Empfang am Buchmesse-Stand.
Inhalt:
Das Mysterium Mann ist uns als solches ja allen wohl bekannt, daher fand ich es auch wirklich spannend, zu erfahren, wie ein Mann darüber denkt. Tatsächlich war mir gar nicht so bewusst, dass „Mann“ sich so viele Gedanken darüber macht. Was ihn aber durchaus sympathisch und menschlich macht ;-).
Christoph Koch macht sich diese Gedanken. In der Einleitung gedenkt er seinem Großvater, der in seinen Taten und in der Erinnerung ein echter Mann war. Christioph Koch meint, im Vergleich ehr schlecht abzuschneiden.
Er ernährte eine große Familie und gab ihr ein Zuhause. Ich falle schon in Ohnmacht, wenn ich meine Kreditkartenabrechnung sehe, …“
Er fragt sich, inwiefern er ein echter Kerl sein kann, wenn er sich beispielsweise einfach nicht für Autos interessiert und nicht mal eins besitzt? Er recherchiert in viele Richtungen, die als besonders „männlich“ gelten sollen, und zieht seine Schlüsse daraus. Folgende Bereiche untersucht er genauer:
- Fußball (als Fan)
- richtiger Fußball (Shrovetide Football – Volksfussballspiel in England)
- Boxen
- Rangertraining (in Südafrika)
- Männergerüche
- Highland Games
- Angeln
- Motoren
- Cowboys (nun ja… ob Square Dance wirklich männlich sein soll, das kann ich nicht glauben… :-))
- Barkley-Marathon
- Hugh Hefner
- Aufreißer
- Stadionbesuch
- Schlammlauf
Am Ende des Buches gibt es noch ein Fazit und einen Anhang mit Mutproben für echte Kerle.
Vor den einzelnen Kapiteln sind Stichpunkte aufgeführt, was ein Mann, seiner Meinung nach, niemals tun darf.
In der Einleitung verweist er ausdrücklich darauf, dass das Buch kein Ratgeber für Männer sein soll. Und auch, dass es ihm nicht darum geht, einen Weltrekord im Männlichsein aufzustellen, sondern
Ich will einfach nur gerne den Weltrekord im Weicheisein an jemand anderen abtreten.“
Text Buchrückseite:
Darf ein Mann Feuchtigkeitscreme benutzen? Ist es schlimm, wenn er mehr Schuhe hat als seine Frau, aber keinen Fußballverein? Muss er sein Essen selbst erlegen, und verlangt die Menschheit nicht geradezu von ihm, dass er weiß, wo der Vergaser sitzt? Was macht in unserer Zeit einen Mann aus – wenn nicht Motoren, Muskeln, Mackertum?
Christoph Koch hat sich seinem Rollenbild gestellt. Er ist in den Boxring gestiegen, hat Hugh Hefner um Rat gefragt, Rinder über die Prärie getrieben, ist bei Eiseskälte durch Schlamm gerobbt. Ob er sich danach irgendwie … männlicher fühlte?“
Mein Fazit:
Das ist natürlich ein wirklich großes Thema, das unendliche Diskussions-Abende füllen kann. Mich hat das Buch gleich angesprochen, wie gesagt, ist das Mysterium Mann auch mir völlig rätselhaft. Grundsätzlich kann ich auf jeden Fall sagen, das Buch greift ein Thema auf, das sowohl für Männer als auch für Frauen interessant und spannend ist. Und es bringt einem mit dem nötigen Humor vielleicht selbst einige kleine Geistesblitze, auf dem Weg seine Rolle zu finden.
Christoph Koch fragt sich, was denn das neue Rollenbild des Mannes eigentlich sein soll. Die Extreme „Macho“ und „Softie“ waren es schon mal nicht. Dazwischen versucht „Mann“, seine Identität zu finden. Ich persönlich fürchte sogar, dass am Ende die Frauen mit Schuld an dieser Identitätskrise haben könnten… denn dort fängt es ja schon an: Viele Frauen können in Emanzipations-Zeiten kaum noch benennen, wie sie sich ihren Traummann wünschen. Nein, natürlich soll er kein bestimmender Macho sein, und wir können schon einige Dinge nennen, die Frau sich wünschen würde… Aber wenn er da ist, der nette Typ, der sich mit deiner Mutter versteht, gerne Shoppen geht und Dir jeden Wunsch von den Augen abliest, kommt die bittere Erkenntnis: Der ist mir zu nett. Da fehlt irgendwas, das vermutlich verborgene Urinstinkte auslöst? Alles wäre wie bestellt, nur eins fehlt: das Gefühl. Frauen! Versteht einer die Frauen, wenn sie es selbst nicht können…. Sorry, kurz vom Thema abgeschweift…. zurück zum Buch :-):
Dieses Buch ist kein Ratgeber oder ähnliches, sondern ehr eine amüsante Lektüre zu einem Thema, das uns alle irgendwie betrifft. Auf eine sehr sympathische Art nimmt er dem Thema „Männlich sein“ die Strenge. Mitunter dadurch, dass manche als typisch angesehene Dinge manchmal ehr peinlich als zeitgenössisch sind. Er bemerkt, dass er auf viele Widersprüche stößt, je länger er sich mit dem Thema „Männlichkeit“ beschäftigt. Seine Feststellung ist nichts wirklich Neues, aber doch immer mal wieder gut, sich das in Erinnerung zu rufen:
Das tun, was einem selbst das Richtige erscheint – nicht das, was andere von einem erwarten. Das ist letztlich, „what separates the men from the boys“, was die Männer von den Jungs unterscheidet.“
Das Buch liest sich flüssig und interessant. Ansichten, Erkenntnisse und auch viele ehrliche eigene Geständnisse machen es auch sehr authentisch. Es ist wirklich zum Schmunzeln, was es nicht alles gibt, was als besonders männlich gelten soll. Nicht nur Witziges, wirklich erschreckend empfand ich das Kapitel über „Aufreißer“ und die Schilderungen über ganze Pick-up Artist Gruppen. Lediglich beim Kapitel „Highland Games“ fand ich die historischen Recherchen mit vielen geschichtlichen Erläuterungen, Namen und langen verschachtelten Sätze recht anstrengend und ein bisschen zu viel des Guten.
Vor jedem Kapitel führt er „Dinge, die ein erwachsener Mann niemals tun sollte“ auf. Das ist mitunter witzig, dennoch hätte es die Hälfte der Aufzählungen auch getan. „Tomaten im Kühlschrank aufbewahren“, hat meiner Ansicht nach nichts mit erwachsenen Männern zu tun, „Anrufen und sagen: „Ich hab dir gerade eine Mail geschickt.““ kann man denke ich nicht pauschalieren, da es tatsächlich Gründe gibt, warum man das macht (nein, darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein). Bitte nicht falsch verstehen, hier sind auch wirklich einige gute und wichtige Tipps dabei, wobei manche selbstverständlich sein sollten, aber es nun mal leider nicht sind. „Knausrig sein, wenn es darum geht, Trinkgeld zu geben“ oder „Kellner, Taxifahrer und Hotelmitarbeiter herablassend behandeln“ sind nur zwei davon. Grundsätzlich sind die Listen aber wohl auch einfach spassig gemeint, wie der letzte Punkt „Sein Leben sklavisch anhand von Listen ausrichten, die jemand anderes geschrieben hat“ verdeutlicht ;-).
Das Buch endet mit einem Fazit, was dieser Selbstversuch und die Männlichkeits-Recherchen nun für den Autor bewirkt oder verändert haben.
Ein echter Mann, das habe ich verstanden, versucht, niemanden zu beeindrucken – außer sich selbst.“
Alles in Allem:
Ein gutes Buch, sowohl für Männer als auch für Frauen, das vielfach zum Schmunzeln anregt und auch zeigt, wie albern es eigentlich ist, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, möglichst männlich oder weiblich zu sein. Und vielleicht ist es auch etwas hilfreich, um Männer ein winziges bisschen besser zu verstehen.
Ich denke, er bringt am Ende ganz gut rüber, dass der wahre männlich-erwachsene Schritt der ist, genau dazu und darüber zu stehen, nicht alles können und wissen zu müssen und dass man nicht alle Klischees erfüllen muss ;-).
Von mir 4,5 von 5 Sternen.
Klappentext:
Wann ist ein Mann ein Mann? Immer noch: wenn er außen hart ist und innen ganz weich? Oder haben Emanzipation, Kinderwagen durch Szenekieze schiebende Väter und der Trend zur Metrosexualität – gut aussehende Großstadtmänner, die Mode mögen und Maniküre – den „traditionellen“ Mann für alle Zeiten ins Abseits verbannt?
Journalist und SPIEGEL-Bestsellerautor Christoph Koch durchleuchtet seine eigene männliche Identität. Er fragt sich unter anderem, ob er als moderner Mann nicht eine Menge verpasst, und sucht Antworten: im Boxring. Als Cowboy in der Prärie. Er hat Hugh Hefner um Rat gefragt und sich von Fußballtrainer Winnie Schäfer erklären lassen, wie man auf den Fingern pfeift. Er ist bei Eiseskälte durch Schlamm gerobbt. Welche Hindernisse er noch überwinden, mit welchen echten Männern er kämpfen musste und zu welchen Ergebnissen er kam: Davon und von vielen weiteren Erlebnissen schreibt er gewohnt unterhaltsam, nachdenklich und pointiert in seinem neuen Selbstversuch.“
Infos zum Buch:
Titel: Chromosom XY ungelöst – Von einem der auszog, ein echter Kerl zu werden
Autorin: Christoph Koch
Verlag: blanvalet
Erschienen: September 2013
Umfang: Broschiert, 320 Seiten
ISBN: 978-3764504168
Preis: 14,99 €
Weitere Infos, Leseprobe und Video zum Buch hier bei blanvalet.
6 Kommentare
Daniela
Glaube das muss ich auch mal lesen…
Alex
Es hilft aber nicht dabei, sie zu verstehen ;-). Liebe Grüße, Alex
Daniela
Mist!
influswelt
Ach wie passend das hier direkt ein Buch anstrahlt von der Buchmesse 🙂 Ich war mal so frei dich zu taggen, vielleicht hast du ja Lust mitzumachen 🙂
http://www.influswelt.de/index.php/2014/01/06/tag-unter-200-follower/
Liebe Grüße
Influ
Alex
Ui, dankeschön! Das muss ich mir genauer anschauen, sobald ich bissl Luft hab. Bis dahin viele liebe Grüße! Alex
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