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ZERO von Marc Elsberg

Buchvorstellung – Rezension

ZERO. Sie wissen, was du tust

Der Roman „ZERO“ von Marc Elsberg, Autor des Bestsellers „Blackout“, ist im Mai 2014 bei Blanvalet erschienen.

Inhalt:

Cover ZERO. Sie wissen, was du tustDer Internetaktivist ZERO veröffentlicht ein Video in dem der amerikanische Präsident von Drohnen verfolgt, ausspioniert und bedroht wird. Damit ist er in allen Medien. Und wird von vielen gesucht. Auch von Cynthia Bonsant, einer Journalistin des „Daily“. Im Auftrag ihres Vorgesetzten beteiligt sie sich an der Hatz, die Quote bringt. Dafür muss sie sich mit neumodischem Equipment wie Datenbrillen, etc. auseinandersetzen. Als ihre Tochter sich die Brille leiht, kommt es zu einem Zwischenfall, der für einen Freund tödlich endet.

Bei den Recherchen und durch Hinweise von ZERO taucht auch immer wieder die Internetplattform „Freemee“ auf. Cynthia ist überrascht und erschrocken, dass auch ihre Tochter „Freemee“ ständig nutzt. Ihre besseren Noten und die umgänglichere Art scheinen auf das Konto der ActApps zu gehen, die den Benutzern in allen Lebenslagen Tipps und Hilfe geben sollen. Segen oder Fluch? Es tauchen einige Ungereimtheiten auf und auf einmal ist Cynthia die Gejagte. Doch wem kann sie trauen und wie soll man sich in einer Überwachungsgesellschaft verstecken?

Text Buchrückseite:

Sie wissen, WER wir sind, WO wir sind – und WAS wir als Nächstes tun werden…

London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …“

Text Umschlagklappe:

„Jetzt sind wir also so weit“, erklärt Zero. „Heute wurden in London zwei Menschen erschossen und mehrere schwer verletzt, weil ein gelangweilter Jugendlicher auf Menschenjagd ging. Mit einer schicken Datenbrille scannte er die Passanten. Und das Ganze zeichnete er in seinem Freemee-Profil auf. Was hat diesen netten Jungen zum Möchtegernsheriff gemacht? Der Wunsch oder die Lust aufzufallen? Aber man kann ihm keinen Vorwurf machen. Schließlich sind da draußen alle auf Menschenjagd. Banken, Kreditkartenfirmen, Supermärkte, Autohersteller, Kleiderproduzenten, alle. Suchmaschinen, so nennen sich manche Internetgiganten sogar. Es kümmert dich einen Dreck, was die über dich wissen oder was sie mit diesem Wissen tun! Aber wehe, es passiert etwas! Dann jammerst du! >Wie konnte das nur geschehen? Das habe ich nicht gewusst“< Falsch! Das wolltest du nicht wissen! Hauptsache, du hast es bequem! Wie lange wollt ihr euch das noch gefallen lassen? Wehrt euch! Mich erwischt ihr nicht! Meine Seele steht nicht zum Verkauf!“

Dies ist die Geschichte einer schönen neuen Welt…
Einer perfiden Manipulation…
Einer Bedrohung, die wir nicht sehen (wollen)…“

Mein Fazit:

Ein Szenario, das nicht mal so weit hergeholt ist. Der Autor Marc Elsberg macht mit seiner fiktiven Geschichte aufmerksam, was im digitalen Zeitalter alles möglich ist. Wie gläsern all unser Tun ist, und wozu das ausgenutzt werden könnte.

Anmerkung des Autors:
Zero mag sich teilweise wie eine Utopie lesen, doch alle hier beschriebenen Technologien werden bereits eingesetzt…“

Zum Inhalt:
Ein grandioses Thema, das uns alle irgendwie trifft. Wie weit darf technischer Fortschritt gehen? Wer kann entscheiden, was für die Welt gut ist und was nicht? Das Buch hat in meinem Umfeld zahlreiche Diskussionen angestoßen.

Die beschriebenen ActApps, die „Freemee“ einsetzt, sollen Ratgeber und Lebenshilfe sein. Spielerisch werden etwa die Jugendlichen zum Lernen animiert und ein Belohnungssystem lässt sie regelrecht Spaß daran haben. Tatsächlich ein guter Gedanken-Ansatz. Und hätten wir nicht alle gerne jemand, der uns mit hilfreichen Tipps weiterhilft? Darf man aber so bequem sein, dass man sein Leben in die Hände eines Computers, bzw. eines Programmierers legt?

„Ich hab meine Frisur geändert, die meisten Piercings rausgemacht und die Schminke gewechselt. Half meinen Werten.“

Wann ist Überwachung sinnvoll oder nötig, und wann verletzt sie Persönlichkeitsrechte?

Vi hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Das ist irgendwie kein Spaß mehr.“

Technologien, die man höchstens aus Sciene Fiction Filmen kennt, doch in Wirklichkeit gibt es sie bereits. Etwa die Datenbrillen. Damit habe ich mich noch nie auseinandergesetzt, scheinbar bin ich auch etwas „oldschool“… Umso größere Augen habe ich gemacht, als mir letzte Woche meine Sohn von einer solchen Brille erzählt hat…

Vermutlich geht man wirklich aus Bequemlichkeit und Unwissenheit zu leichtfertig mit seinen Daten um. Spuren, die wir überall im Netz hinterlassen und aus denen andere Leute Geschäfte machen. Ohne dass es uns weiter bewusst ist. Es ist ja schon befremdlich genug, dass die Werbung auf den besuchten Internet-Seiten genau auf einen zugeschnitten ist. Dass das aber wohl nur ein kleiner Bruchteil dessen ist, was möglich ist und gemacht wird… das ist wirklich gruselig. „Willkommen in Paranoia.“ Sieht Cyn Gespenster oder ist die totale Kontrolle Realität?

Marc Elsberg beschreibt in dem Buch auch, dass die Menschen sich dem kaum entziehen können. In Freemees Ratingagentur für Menschen, „ManRank“, sind alle gelistet. Wer versucht, sich aus der Datenüberwachung herauszunehmen, hat letztendlich Nachteile in einer schrägen Welt wie dieser.

Der Wunsch, seine Werte zu verbessern, kann ein geradezu übermächtiger Antrieb sein. Da wird Ehrgeiz wach. Konkurrenzkampf.“

Die Protagonisten:

Cynthia Bonsant (Cyn). Sympathische alleinerziehende Journalistin der „alten Schule“, die sich schwer tut mit den neumodischen Entwicklungen.

Zero taucht nicht wirklich als Person auf. Vielmehr ist es eine Gruppe Personen, die auf die Problematik des Datensammelns aufmerksam machen wollen. „Die Guten“.

Weitere Personen: Cynthias Tochter Viola (Vi) sowie Freunde von ihr, beispielsweise Eddie, der sehr fit am Computer ist und eine Entdeckung mit seinem Leben bezahlt. Chander, attraktiver Daten-Spezialist, der  ihr den Kopf verdreht und bei ihrer Recherche zur Seite stehen soll. Cynthias Vorgesetzter sowie einige Mitarbeiter der Redaktion und zahlreiche weitere Personen.

Die meisten Charaktere sind leider relativ oberflächlich beschrieben. Es gibt viele Personen, die irgendwie eine Rolle spielen, aber nur kurz erklärt werden. Das fand ich mitunter etwas anstrengend.

Der Aufbau:
Das Buch hat 9 Kapitel, benannt nach den Wochentagen. Das Buch fängt also mit „Montag“ an und endet mit „einige Tage später“. Die Kapitel sind recht lang, auch wenn es in ihnen mehrere Abschnitte gibt, in denen es um verschiedenen Personen geht. Ich persönlich mag kürzere Kapitel lieber, irgendwie liest sich das schöner.

Am Ende des Buches erklärt ein Glossar einige Begriffe und im Anschluss findet man ein Figurenverzeichnis. Schade, dass ich diese Info nicht schon am Anfang des Buches hatte 😉 (oder sie übersehen habe?).

Das Buch hat ein Lesebändchen, was ich ja absolut zu schätzen weiß, da man so das Lesezeichen immer parat hat.

Alles in Allem:

Kritik an der Gesellschaft und eine Art Warnung. Ein sehr spannendes brisantes Thema, das aufmerksam macht und viel Nachdenk- und Gesprächsstoff bietet. Etwas schade fand ich, dass der erste Teil sich etwas zieht und das Buch erst im letzten Drittel richtig spannend wird.

Von mir 4 von 5 Sternen.

Infos zum Buch:

Titel: ZERO. Sie wissen, was du tust
Autor: Marc Elsberg
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Mai 2014
Umfang: gebundene Ausgabe, 480 Seiten
ISBN: 978-3-764-50492-2
Preis: 19,99 €

 

Vielen Dank an den Blanvalet Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar, was aber keinen Einfluß auf meine Meinung hat.

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